Streuobstwiesen-Projekt verbindet Naturschutz und Tradition

Die Gemeinde Sigmarszell und der Obst- und Gartenbauverein starten ein gemeinsames Projekt zur Erhaltung historischer Streuobstwiesen.

Streuobstwiesen prägen seit Jahrhunderten das Landschaftsbild rund um Sigmarszell. Doch viele der alten Obstbäume sind in die Jahre gekommen. Mit einem neuen Projekt wollen die Gemeinde und der Obst- und Gartenbauverein Sigmarszell diese wertvollen Biotope erhalten und pflegen.

"Streuobstwiesen sind nicht nur schön anzusehen, sie sind auch wichtige Lebensräume für unzählige Tier- und Pflanzenarten", erklärt Helmut Bayer, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins. "Vom Steinkauz über Fledermäuse bis hin zu seltenen Insekten finden hier viele bedrohte Arten eine Heimat."

Im Rahmen des Projekts werden auf mehreren Flächen in allen drei Ortsteilen alte Obstbaumsorten nachgepflanzt. Dabei kommen ausschließlich historische Sorten zum Einsatz, die früher in der Region verbreitet waren. "Wir setzen auf Sorten wie Boskoop, Schöner aus Wiltshire oder die Gellerts Butterbirne", so Bayer. "Das sind robuste Sorten, die gut mit unserem Klima zurechtkommen und gleichzeitig ein Stück Kulturgeschichte bewahren."

Die Gemeinde stellt die Flächen zur Verfügung und übernimmt einen Teil der Kosten. Unterstützt wird das Projekt vom Landschaftspflegeverband Lindau und dem Bund Naturschutz. "Wir freuen uns über diese breite Unterstützung", sagt Bürgermeister Jörg Agthe. "Streuobstwiesen sind ein wichtiger Teil unserer Allgäuer Kulturlandschaft. Sie zu erhalten ist eine Investition in die Zukunft."

Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist auch die Pflege der bestehenden Bäume. Der Obst- und Gartenbauverein bietet regelmäßig Schnittkurse an, bei denen interessierte Bürger lernen können, wie alte Obstbäume fachgerecht geschnitten werden. "Die richtige Pflege ist entscheidend dafür, dass die Bäume gesund bleiben und viele Jahre Früchte tragen", erklärt Bayer.

Die geernteten Äpfel, Birnen und Zwetschgen werden zum Teil an einer mobilen Mosterei zu Saft verarbeitet. Der Sigmarszeller Streuobstwiesensaft wird dann bei Gemeindeveranstaltungen ausgeschenkt und ist auch in einigen örtlichen Geschäften erhältlich. "So können die Bürger nicht nur die Landschaft genießen, sondern auch schmecken, was auf unseren Wiesen wächst", freut sich der Bürgermeister.

Für Schulklassen und Kindergartengruppen bietet der Verein zudem Führungen über die Streuobstwiesen an. "Wir wollen schon den Kleinsten zeigen, wo unser Obst herkommt und wie wichtig diese Wiesen für die Natur sind", so Bayer.

Das Projekt ist langfristig angelegt. In den kommenden fünf Jahren sollen insgesamt 150 neue Obstbäume gepflanzt werden. Bürger, die selbst eine Streuobstwiese besitzen oder anlegen möchten, können sich beim Obst- und Gartenbauverein beraten lassen. Der Verein vermittelt auch Patenschaften für einzelne Bäume.

Mehr Informationen zum Streuobstwiesen-Projekt gibt es auf der Website www.obst-und-gartenbauverein-sigmarszell.de oder direkt beim Vorsitzenden Helmut Bayer.